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Energie aus dem Bodensee – die einmalige Chance

Die EKT AG hat bei der Thurgauer Regierung einen Antrag für die Projektierung sowie den Bau mehrerer Seethermie-Werke am Bodensee eingereicht. Wir haben Martin Simioni, CEO der EKT AG, sowie Andreas Koch, Geschäftsführer des KEEST (Kompetenz-Zentrum Erneuerbare Energie-Systeme Thurgau), zum Projekt «Seethermie» befragt.

Bitte erklären Sie, worum es bei Ihrem Projekt geht.

Martin Simioni: In erster Linie ist Seethermie die einmalige Chance, über Generationen hinweg grosse, seenahe Regionen in Wärmeverbünden absolut CO2-neutral zu heizen und zu kühlen. Und damit neben der angestrebten Reduktion von Treibhausgasen auch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren: 2019 stammte fast die Hälfte (48,7 Prozent) der verbrauchten Energie der Schweiz aus fossilen Brennstoffen. Davon wegzukommen kann aber nur gelingen, wenn auch im Winter genügend erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Windkraftwerken aber fehlt zur Zeit die politische Akzeptanz, und Photovoltaik kann diese Lücke in der dunklen Jahreszeit nicht schliessen. Zum Glück haben wir eine schier unerschöpfliche Wärmequelle direkt vor unserer Haustür: den Bodensee. Die Nutzung dieses enormen Potenzials aber ist anspruchsvoll und kapitalintensiv.

Wärme aus Seewasser, wie funktioniert das?

Andreas Koch: Wir entnehmen in tieferen Schichten dem See Wasser und entziehen diesem mittels Wärmetauschern Energie, die dann mit Wärmepumpen auf das gewünschte Temperaturniveau angehoben wird. Danach wird das etwas kühlere Wasser wieder in den See zurückgeleitet. Was einfach tönt, ist in Tat und Wahrheit ein hochkomplexes Unterfangen. Seit Jahren bauen wir deshalb auf die erfolgreiche, enge Zusammenarbeit der EKT- und KEEST-Spezialisten. Für die Projektierung sowie den Bau von bis zu fünf Anlagen hat die EKT bei der Thurgauer Regierung den Antrag zur Verwendung eines Teils des Erlöses aus den Partizipationsscheinen der Thurgauer Kantonalbank eingereicht.

Die EKT AG als Betreiberin von Seethermie-Anlagen?

Martin Simioni: Nein: Von der EKT initiiert soll die «Seethermie Thurgau AG» gegründet werden, zusammen mit Seegemeinden und weiteren Partnern. Die finanziellen Mittel des Kantons würden daher auch nicht an die EKT ausgeschüttet, sondern an die gemeinsam etablierte «Seethermie Thurgau AG». Als EKT könnten wir unser grosses fachliches Knowhow aus dem Betrieb von bestehenden Wärmeverbünden mit einbringen.

Warum soll der Kanton Seethermie unterstützen?

Andreas Koch: Solange Wärmeenergie aus fossilen Energieträgern billiger ist als ökologische, wird diese nie wettbewerbsfähig sein. Und da Projektierung und Bau von Seethermie-Werken mit hohen Kosten einhergehen, die in der Folge natürlich auf den Energiepreis abgewälzt werden müssten, wurden bisher auch noch keine solchen Werke gebaut. Genau hier setzt das Projekt «Seethermie Thurgau AG» an: Es soll mit den beantragten Geldern die Projektierung sowie den Bau von bis zu fünf Anlagen finanziert werden können, um damit diese ökologische Art der Wärmegewinnung marktfähig zu machen.

Andreas Koch und Martin Simioni, danke für das Gespräch.